Interview mit Stefan Stenudd
von Horst Schwickerath
Seit wann kommst du schon nach Pilsen?
Ungefähr seit 25 Jahren. Seit Anfang der neunziger Jahre komme ich nach Pilsen. Zuallererst kam ich 1991 in die Tschechei, doch anfangs nicht nach Pilsen, sondern nach Prag und Brno, dann wieder nach Prag und bald kam ich regelmäßig dorthin. Bald kam Pilsen dazu, weil es dort ein großes Dojo gab mit gutem Bier und einem guten Organisationsteam. Seitdem bin ich immer wieder dorthin zurückgekehrt. Meist habe ich einmal im Jahr ein Sommer-Seminar abgehalten, für eine Woche. Da ging es gerade mit Aikido los in der tschechischen Republik, doch es gab ein ernsthaftes Problem mit der Währung, die um Vergleich mit anderen Währungen praktisch nichts wert war. Es war wirklich absurd. Man muss aber längere Seminare abhalten, um irgendwie voranzukommen. Ich hielt diese einwöchigen Kurse in Pilsen also für eine gute Sache. Jetzt sind es nur noch vier Tage, doch anfangs war es für lange Zeit eine ganze Woche. Und ich habe mich dafür nicht bezahlen lassen. Mein eigenes Dojo hat die ganze Reise bezahlt, damit die Leute dort sich das ganze überhaupt leisten konnten. Es war schön. Ich schätze diese langen Seminare, weil man wirklich ein Gespür für das Dojo bekommt: Training, Essen, Training, Essen, Schlafen, Training. Ich mag diesen geschlossenen Kreislauf.
Wann hast du das allererste Mal vom Aikido gehört?
Ich erinnere mich sehr gut daran. Ich habe davon von einem Freund gehört. Wir lebten im gleichen Vorort. Ich war siebzehn und er achtzehn oder neunzehn, also etwas älter als ich und ein zäher Bursche. Eines Tages bekam ich mit, dass er in dieser geheimnisvollen japanischen Kampfkunst unterrichtet wurde. Und was ich mich fragte war: Warum gab er nicht ständig damit an? Warum sagte er nicht ständig irgendwas wie: “Ich bin der Super-Aikido-Meister!”? Ich musste ihm alles aus der Nase ziehen. Das hat mich schwer beeindruckt. Wir waren schließlich Teenager, warum um Himmels Willen hat er nicht damit angegeben? Ich forderte ihn auf mir was zu zeigen und machte eine Technik: Ai-hanmi katate-tori Nikyo. Ich fiel zu Boden, zu Hause bei mir in der Küche. Ich rutschte verzweifelt auf dem Boden herum, um irgendwie noch tiefer zu kommen und es hat höllisch weh getan, doch gleichzeitig dachte ich: “Wow! Zauberei!” Ich war hin und weg. Ich wusste, dass ich Aikido lernen musste. Ich hatte Glück, denn in dem Vorort, wo ich wohnte, gab es ein Dojo; eines der wenigen in Schweden zu der Zeit. Man konnte als Anfänger aber nur einmal im Jahr eintreten. Das war 1971. Ich musste also bis zum September des nächsten Jahres 1972 warten. Ich war so eine Art Witzfigur, denn ich schaute bei allen Übungsstunden zu, auch in den anderen Dojos, die es in Stockholm gab. Ich habe mir lange die Trainings in allen Dojos angeschaut, bevor ich selber anfangen durfte. Es hieß dann von mir, ich sei das “aktivste passive Mitglied” (lacht). So habe ich angefangen. Als er den Nikyo bei mir gemacht hat, war hat’s mich erwischt. Es war als hätte ich einen Ausblick auf meine eigene Zukunft erhascht. Jetzt habe ich fast mein ganzes Leben damit verbracht. Es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich konnte es spüren in dem Moment, in dem er den Nikyo gemacht hat. Das bedeutet mir sehr viel. Ich wurde geradezu fanatisch.
Du warst also siebzehn?
Ich habe mit achtzehn angefangen. Ich musste dem Keiko fast ein Jahr lang zusehen, bevor ich anfangen durfte.
Wer war dein erster Lehrer?
Mein erster Lehrer im Järfälla-dojo war Allan Wahlberg. Er hatte den ersten Dan. Damals war das schon was. Das Trainings war sehr gut und intensiv. Es gab einige sehr fähige Leute im Dojo. Ich hatte Glück am Anfang. Ich liebte auch das Training bei Ichimura. Nach einem halben Jahr durfte ich auch bei ihm trainieren, das war Anfang 1973. Natürlich kannte er mich schon von zuschauen. Ich habe mich gleich wie zu Hause gefühlt. Ich bin ihm nachgereist. Er unterrichtete in mehreren Dojos in Stockholm und ich und einige andere im Dojo sind ihm immer gefolgt. Im meinem Dojo war er abends jeden Freitag. An den anderen Tagen war er in anderen Dojos.
Du hattest anfangs gesagt, dass du für alle deine Kosten für deine Reise hierher dein eigenes Dojo aufkam…
Ja, um 1991 in die tschechische Republik zu kommen. Das ging ein oder zwei Jahre so, denn anders ging es nicht. Anfangs sind wir mit dem Zug angereist, aber das war mir dann zu anstrengend. Sie hätten damals niemals die Reisekosten übernehmen können. Sie konnten mir aber das Bier bezahlen, denn dafür brauchte man schließlich tschechisches Geld. Alles andere war einfach nicht realistisch. Das war eine kleine Veranstaltung, die aber schnell größer wurde. Dies lag größtenteils an den Bemühungen von Daniel Vaillant, einem Franzosen, der im Herbst 1991 hierher gezogen ist, einige Monate nach meinem ersten Besuch. Wir haben einige Jahre lang zusammengearbeitet. Er kam aus dem Umfeld von Tissier und kannte sich damit aus so etwas zu organisieren. Von dem Moment an ging es mit dem tschechischen Aikido bergauf.
Betreibst du noch eine andere Budo-Disziplin?
Der Club Järfälla bot neben Aikido auch Judo und Karate an. Während ich dort Mitglied war kamen dann noch Kendo und Jiu-Jitsu hinzu. Ich habe dort sehr viel gelernt. Ich war jung, alle trainierten miteinander; in dieser Budo-Umgebung jeder lernte von jedem. Ich war ein Budo-Typ. Aikido ist Budo. Ich kann nichts falsches daran finden wie das Aikido sich zu den anderen Budo-Arten verhält. Es verbessert auch das eigene Aikido. Davon bin ich überzeugt. Ab 1991 war ich in einem Dojo in Malmö in dem es noch mehr Budo gab, es gab auch Kickboxen, Thaiboxen und Boxen, auch Ringen. Es ist sehr hilfreich alle diese Angebote zu haben, weil man sehr viel lernen und Erfahrungen austauschen kann. Das gibt einem sehr viel. Das hat mir gut gefallen. Außerdem übe ich mich im Iaido. Ichimura war schon damals - als ich anfing - ein sechster Dan Renshi im Aikido. Im Aikido war er fünfter Dan und war Renshi, das ist ein Titel, den man nicht geschenkt bekommt (lacht). Also haben wir Iaido geübt, zur Ergänzung des Aikido-Trainings. Nicht hauptsächlich, aber doch ernsthaft. Das mache ich nun auch schon lange und ich fand es immer lohnenswert. Das Training bei Nishio-sensei hatte auch einen beträchtlichen Iaido-Anteil.
… und auch Karate …
Oh, ja. Er hatte Judo und Karate trainiert. Er war schon eine wichtige Persönlichkeit bevor diese Budo-Disziplinen bekannt waren. Er hatte den sechsten Dan als das noch so ziemlich der höchste Grad war und den fünften Dan im Karate als das noch so ziemlich der höchste Grad war. Sein Wissen und Können war sehr umfangreich. Er wurde von Nakakura-sensei im Iaido unterrichtet, dem großen alten Meister des Kendo. Er hat mit den größten Meistern trainiert. Ich mochte das sehr. Er war außergewöhnlich kompetent. Das gefiel mir deswegen so gut, weil ich ziemlich oft Aikido-Lehrer beobachten muss, die wenig von anderen Budo-Künsten verstehen. Das ist oft peinlich. Besonders peinlich wird es dann, wenn man sie sieht wie sie einen Jo schwingen während sie nichts vom Jodo verstehen. Oder vielleicht schlagen sie mit dem Schwert, obwohl sie nie Kendo oder Iaido geübt haben. Und so weiter. Oder sie schlagen, obwohl sie nichts vom Karate-do verstehen. Es bleibt einfach zu viel zu wünschen übrig. Man wünscht sich einfach etwas mehr. Nishio-sensei hat dies auch gesagt. “Aikido ist eine eine fortgeschrittene Methode, der nächste Schritt der Evolution.” Er sah das so. Ich bin nicht sicher, ob ich das so unterschreiben könnte, denn ich habe schon fantastisches Budo gesehen und ich würde nicht sagen, dass Aikido den anderen Budo-Disziplinen überlegen ist. Doch ich schätze die philosophischen und strategischen Entscheidungen des Aikido sehr. Als ich ein Kind war sagte ich: “Hey, damit besiegt man sogar Supermann.” Einfach weil man aus dem Weg geht. Er kann so stark sein wie er will, man geht einfach aus dem Weg. Als Teenager hat man natürlich leicht reden: “Das ist bestimmt ’ne gute Sache.”
Man begegnet dann Lehrern wie Nakakura-sensei. Ich bin so froh, dass ich ihm begegnet bin. O-Sensei war ja leider schon verstorben, als ich mit dem Aikido anfing. Ich bin aber vielen Menschen begegnet, die ihn persönlich kannten, sogar einen Schweden. Jan Hermansson war damals im Hombu-Dojo. Das ist ein Segen.
Hermansson ist 1965 nach Japan gezogen, er hat also noch einen guten Eindruck von O-Sensei bekommen und war bis zu seinem Tod aktiv. Es wäre gut gewesen wenigstens einen kleinen persönlichen Eindruck von ihm bekommen zu haben. Ich habe mir von O-Sensei ein persönliches Bild gemacht, indem ich mit Leuten gesprochen habe, die O-Sensei persönlich kannten. Sie brauchten nicht viel, doch sie haben einen Eindruck von ihm bekommen. Das ist schon eine gute Sache. Meine Meinung über O-Sensei habe ich durch die Menschen gewonnen mit denen ich trainiert habe und die stark von O-Sensei beeinflusst waren. Von ihnen habe ich meine Vorstellungen. Wenn ich alles zusammenfüge ergibt sich ein interessantes Gesamtbild.
Mir gefällt der Titel “O-Sensei” für einen großen Lehrer. Alle seine Schüler - von denen manche auch noch leben - sind großartig, aber sie sind sehr verschieden. Es ist leicht für einen Lehrer Kopien von sich zu machen, aber ein großer Lehrer wird Originale produzieren. So viele verschiedene Originale.
*Du hast mit siebzehn angefangen, richtig? Glaubst du, dass du - falls du 1965 als achtzehn-jähriger nach Japan gegangen wärest - viel von O-Sensei hättest lernen können? *
Aber ganz sicher. Ich hätte vielleicht nicht viel verstanden, aber ich hätte einen Prozess gestartet. Jeder mit dem ich gesprochen habe hat nicht viel verstanden. Aber es hinterläßt etwas. Man wächst hinein.
Tamura sagt manchmal, dass er erst jetzt versteht, was O-Sensei gesagt hat.
Aber sicher. Es ist niemals wertlos. Ich kenne ein weiteres Beispiel eines berühmten Lehrers. Nakazono war in Frankreich und ging dann nach Amerika. Ichimura und ich hatten unsere Meinungsverschiedenheiten. Als ich drei Jahre bei ihm war wurde ich aufsässig und wir bekamen Streit.
Ich beklagte mich bei ihm: “Wir sollten dieses tolle Aikido machen!”, das, was wir von O-Sensei kannten. Er bewegte die Arme und die Leute fielen. Das war das Magische. So hatte ich angefangen. Ich wollte das Magische. Er sagte: “Nein, das ist das alte Aikido.” Das war unser Streit. Ich sagte: “Worauf warten wir?”, und er sagte: “Das ist Aikido für alte Männer.”
Aber ich sagte: “Es ist interessanter, faszinierender. Worauf warten wir?” Aber er sagte irgendetwas wie: “Wir sollten nicht anmaßend sein. Wir sollten nicht behaupten das wir das Verstehen. Wir sollten bescheiden sein und bei unseren Leisten bleiben und schauen wohin das führt.”
Ich sagte, dass das Quatsch sei, denn dann hat man kein Ziel und keinen Druck. Wenn ich immer nur bescheiden meinen Ikkyo übe, dann ist es einfach zu leicht. Man muss einfach nichts beweisen. Nun, wir hatten diese Auseinandersetzung. Und Ichimura erinnerte sich an etwas, dass Nakazono mal gesagt hatte und sagte: “Nakazono hat gesagt…”
Als Ichimura nach Schweden kam, hatte Nakazono ihn sich erst einmal für einige Monate zu sich zitiert, so dass Nakazono ihn erstmal zurechtrücken konnte. “Er muss zuallererst zu mir kommen!” Ichimura war tief von Nakazono-sensei beeindruckt.
Wenn Ichimura sagte: “Nakazono hat gesagt,” dann wusste ich “aha, jetzt kommt was aus der Bibel.” So war es damals. Nakazono hatte ihm eine Geschichte erzählt, eine Legende über einen Mann, der jahrelang in Tibet auf einem Berggipfel meditiert hatte. Plötzlich - bang - konnte er jede Krankheit und jedes Leiden heilen. Er wanderte dann umher, um Menschen zu heilen. Eines Tages überquerte er eine Brücke auf deren anderer Seite ein Dorf lag. Die Menschen kamen zu ihm gelaufen: “Du bist der Mann, der die Krankheiten heilt. In unserem Dorf ist diese schreckliche Krankheit ausgebrochen.” Da der Mann aber bescheiden ist, sagt er: “Oh, ich weiss nicht, ob ich das kann.” Und in diesem Moment sind seine Fähigkeiten dahin. Er muss nun also wieder auf seinen Berggipfel zurückkehren und für drei weitere Jahre meditieren, um die Fähigkeit zurück zu gewinnen. Dann sagt ich zu Ichimura: “Ja, genau das meine ich!”
Und Ichimura sagte: “Ha, du hast trotzdem Unrecht.” Und so bringt man jemandem etwas bei. Man pflanzt einen Samen und dann wächst er. Zu seiner Zeit. Irgendwann bemerkt man ihn, Es ist etwas Magisches in guter Lehre. Wie damals in unserer Schulzeit. Das hat nichts mit asiatischer Magie zu tun. Es ist einfach der Zauber des Lehrens.
‘Sensei’ - die Alten geben den Jungen. Ich habe mit so vielen Menschen gesprochen, die bei O-Sensei trainiert haben. Die hatten dieses Gefühl. Plötzlich offenbart es sich. Alle sagen: “Hätte ich doch nur mehr trainiert, hätte ich doch besser acht gegeben.” Aber ich sage: “Keine Sorge!” Nishio, Tamura, Saito, alle diese großartigen Lehrer, die großartiges Aikido zeigen. O-Sensei hat sowieso gemacht was er wollte.
Ich glaube, dass er genau gewusst hat, dass seine Schüler ihn nicht verstanden haben. Trotzdem hat er es irgendwie hingekriegt. Lustig.
Gibt es in deinem Dojo eine Meister-Schüler-Verhältnis?
Mir ist aufgefallen, dass ich mich, je weiter ich komme, um so mehr von meinen Schülern entferne. Ich muss achtgeben, dass ich auf unserem Verhältnis nicht herumtrample. Ich muss Respekt bewahren. Ich mache das jetzt seit 1972, seit vierundvierzig Jahren. Manche meiner Schüler machen seit zwanzig Jahren Aikido, das klingt erst mal nach viel, aber es ist nicht vierzig. Manche betreiben Aikido erst seit fünf oder zwei Jahren. Es gibt eine Distanz. Und jedes Jahr wird sie größer.
Ich mag die Hierarchien im Budo nicht, dass es da einen Meister gibt und alle zu seinen Füßen kriechen müssen. Es gibt auch viele große Lehrer, die das ebenso sehen. Sie versuchen dagegen an zu kommen. Ich versuche aktiv dagegen an zu kommen, zum Beispiel indem ich Witze über mich selbst mache und zulasse. Wenn ich ausserhalb der Tatami mit “Sensei” angesprochen werde, bin ich schnell gereizt, auch schon auf der Matte. Das ist nicht nur bei mir so. Jan Hermansson, der das schwedische Aikido begründet hat, sagte immer: “Mein Name ist Jan,” wenn ihn jemand mit “Sensei” ansprach.
Das ist mir sehr wichtig. Aikido ist eine wunderschöne Art des Friedens. Und das bedeutet für mich notwendigerweise Demokratie. Jeder ist gleich wichtig. Wenn wir mit Waffen trainieren können Unfälle passieren, deswegen bin ich dann ernsthafter, und ich schreie Leute an, die das Protokoll verletzen. Sonst können wirklich schlimme Unfälle passieren. Also spiele ich die Rolle des grimmigen Samurai-Sensei. Aber es ist tatsächlich nur ein Rollenspiel. Es ist mir sehr wichtig, dass dieses Prinzip respektiert wird. Budo kann man nur gemeinsam üben. Aber da ist nicht nur das demokratische Prinzip, das keineswegs gering ist; das ist auch einfach der beste Weg, um diesen Mist zu lernen. Alle verbessern sich.
Ich habe zu viele Lehrer mit ansehen müssen, die faul geworden sind, wegen ihrer Autorität und der gehorsamen Schüler. Die müssen dem Lehrer gehorchen und dann hören die Lehrer auf sich zu entwickeln und beschränken sich darauf, ihre Schüler herumzukommandieren. Sie entwickeln sich nicht weiter, sagen ihren Schülern nur wie sie’s auf ihre [des Lehrers] Art machen sollen und sie gehen auch nicht mehr auf Seminare. So ein Mist.
Heutzutage haben viele Dojos finanzielle Schwierigkeiten …
Jeder will sein eigenes Dojo haben. Vielerorts ist die Konkurrenz zu groß. Die traditionellen Dojos verlieren Mitglieder, weil heute MMA und Thaiboxen in Mode ist. Das wird jedoch vorübergehen. Im Moment gibt es in vielen Orten ein Überangebot an Aikido. Das ist überhaupt nicht sinnvoll. Viele Leute haben Autos. Warum richten sie nicht einfach ein Dojo im Nachbarort ein, statt ein weiteres in ihrem eigenen Ort, in des es schon zu viele gibt. Solche Probleme haben wir heute.
Ich bin deswegen aber nicht besorgt, denn Dojos, die gut geführt werden, werden überleben. Wenn sie gut geführt werden, dann sind sie meistens auch in Ordnung. Nicht immer. Manchmal kann einer mit einem wirklich hohen Grad sich trotzdem wie ein Monster aufführen und trotzdem Leute finden, die ihn respektieren. Aber normalerweise überleben die Dojos mit einem anständigen, ernsthaft und interessierten Ansatz [Formulierung!]. Da ist Darwin am Werk.
Wie viele Schüler hast du?
Mein Dojo leidet unter genau diesem Problem: Es gibt in Malmö zu viele Dojos. Über das Jahr gerechnet haben wir vielleicht fünfzig oder sechzig Mitglieder. Zu einer einzelnen Unterrichtsstunde kommen zehn bis fünfzehn Leute, so in etwa.
Vor fünfzehn Jahren waren es viel mehr. Als ich 1991 in Malmö anfing, waren in jedem Anfängerkurs sechzig Leute. Die Tatami war 10x10 m² groß. Ich sagte dann: “Keine Sorge, jetzt ist es etwas voller, doch viele von euch werden bald aufgeben und dann haben wir viel Platz.” Natürlich wollte daraufhin keiner aufgeben und genau das war natürlich mein Ziel. Wir hatten dann für mehrere Jahre großen Andrang. Jetzt kommen nur noch etwa zehn Anfänger pro Semester, einige wenige bleiben dabei. So ist es jetzt schon seit einigen Jahren. Wir machen einfach weiter und alles andere ergibt sich schon.
Das größte Problem im Aikido ist die Überalterung. Du und ich, wir locken keine Teenager an und jedes Budo braucht Teenager. Fünfzehn Jahre alte Enthusiasten, die sich beweisen wollen.
Das ist auch das Problem in Frankreich.
Tissier präsentiert Aikido wirklich meisterhaft und schnürt ein sehr attraktives Gesamtpaket. Er hilft dem Aikido in der Welt. Bei Christian sieht es cool, aufregend und attraktiv aus. Wegen Christian kommen die Teenager zu uns. Dafür sollte er einen Orden kriegen. Er hat jetzt Gott sei Dank den achten Dan bekommen. Er ist der perfekte Westler, um als erster den achten Dan verliehen zu bekommen. Die Leute haben keine Vorstellung davon, wie viel er für das Aikido geleistet hat, ganz unabhängig von Aikido-Stilen. Selbst wenn sie nicht mögen was er tut. Genau wie bei Steven Seagal. Er ist nicht wie Christian, aber er war sehr gute Werbung für das Aikido. Er hat uns zwar irritiert, denn sein Aikido war ausgesprochen hässlich, doch geholfen hat es uns trotzdem. Seinetwegen interessierten sich Leute für das Aikido und entweder haben sie dann akzeptiert, was wir als Aikido zeigten, oder sie verließen uns wieder. Wir sagten: “Das ist Aikido für uns.” Manche gingen, doch wenigstens haben sie es versucht.
Ist dein Aikido eher sportlich oder eher spirituell orientiert?
Ich wollte immer den Zauber. Für mich ist das etwas Spirituelles. Philosophie ist im fernen Osten immer etwas Praktisches. Das heißt: Man hat keine Philosophie, wenn man es nicht praktizieren kann. Das ist zwar spirituell, aber es muss auch mit dem Körper im Einklang stehen. Die Philosophie sollte ganz natürlich mit dem Körper und dem Geist harmonieren. Man übt sie mit dem Körper und dem Geist. In China und Japan ist es undenkbar, dass ein Philosoph jemand ist, der an einem Schreibtisch sitzt und Bücher schreibt. Was soll das sein? Wo ist deine Philosophie? Doch der Geist muss natürlich vorangehen. Genauso ist es bei meinem Aikido. Es ist eine geistige Einstellung. Wenn muss bereit sein den Angreifer zu akzeptieren, man muss aufrichtig eine friedliche Lösung wollen. Wenn man Aikido als einen Trick benutzt, um seinen Gegner fertig zu machen, dann wird es nicht funktionieren. Man muss wirklich aufrichtig sein. Wir wollen unser Ki vereinen: Takemusu Aiki. Das wird leider oft missverstanden. Budo muss vom Prinzip des Aiki her improvisiert werden. Daran muss man immer denken. Wenn es nicht in deinem Herzen ist, wird es nicht funktionieren. Es muss echt sein. Wirklich. Ich hätte das nicht für mehr als vierzig Jahre gemacht, wenn Aikido hauptsächlich etwas Körperliches wäre. Es würde mich so sehr langweilen.
Hat Saito-sensei Takemusu Aikido gemacht?
Ja, hat er, doch er war sehr fortgeschritten. Ich habe bei ihm trainiert. Er war ein toller Kerl. Das was er tat, sah immer sehr steif aus, aber er hat immer improvisiert. Es ist einfach aus ihm heraus geflossen. Er hatte immer unterschiedliches Go-tai und Ju-tai. Man kann sich die Filme von ihm ansehen. Man sieht die Unterschiede zwischen Go-tai, Ju-tai und der Ki-nagare-Version. Und man sieht immer wie viel Freude ihm das Aikido macht. Er erschafft jede Technik im Augenblick. Und jedesmal funktioniert es, weil er einfach ein so vollständiger und weit entwickelter Budoka ist. Es funktioniert immer. Und trotzdem jedesmal aus dem Zentrum heraus entwickelt. Diese Budoka sind keine Maschinen. Doch wie sanft ihre Kraft ist … Ich habe Freunde, die in seiner Art Aikido zu üben sehr weit fortgeschritten sind. Ulf Evenås in Göteborg. Es ist toll, denn manchmal sieht es so hart und grob aus, doch wenn man es spürt, dann ist es sanft und weich. Ihr Awase ist fantastisch. Ich glaube, ich bin ganz gut mit dem Schwert, doch ihr Awase beherrsche ich nicht. Ich müsste Jahrzehnte üben, um mit meinem Schwert ein Bokken so sanft annehmen zu können, wie sie es in ihrem Awase üben. Diese Jungs, auf diesem Niveau. Man neigt so leicht zu Vorurteilen, wenn man sich diese Übungen nur ansieht. Da gibt es auch noch ein Inneres.
Ich schätze auch Sugano-sensei sehr. Wir hatten ein Verhältnis, das mir auch sehr wichtig war. Sugano-sensei sah aus wie ein Teddybär, aber wenn man mit ihm trainierte, dann sah es ganz anders aus. Jeder Lehrer bringt seine eigenen Erfahrungen mit, die in ihr Aikido einfließen, so dass eine neun Blume erblüht. Für Sugano war es Zen. Es war soviel Zen in seinem Aikido, dass man es während seines Trainings deutlich spüren konnte. Er war “Nakaima”, der absolute Moment des Hier und Jetzt. Wunderbar.
Die Oberfläche ist eine Sache, doch der Inhalt ist eine andere. Nehmen wir noch einmal Steven Seagal. Es ist leicht irgendetwas über ihn zu sagen, aber ich habe noch nie mit ihm geübt. Ich bin ihm nie begegnet. Man kennt jemanden nicht wirklich, solange man ihn nicht berührt hat. Ich habe nur die Filme und Videoclips gesehen und ich habe auch meine Eindrücke durch diese Clips, doch sie sagen mir absolut nichts über ihn. Ich habe wenigstens ein Video gesehen, in dem er recht gut war. Schon in dem Video kann ich sehen, dass das alles seine Richtigkeit hat. Der gezeigte Angriff ist Futari-dori, zwei Angreifer aus entgegengesetzten Richtungen. Er trägt einen chinesische Seidenjacke, man kann es [im Internet] finden. Das Futari-dori ist sehr elegant. Wenn ich mich mit ihm unterhalten könnte, dann - so schätze ich - würde er mir bestimmt zustimmen, dass Futari-dori für sein Aikido ein wichtiger Punkt ist. Er hat das wirklich sehr gut gemacht.
Planst du deinen Unterricht?
Nein, niemals, nicht einmal in meinem Dojo zu Hause. Ich bin ein fauler Typ. Ich schreibe Bücher, damit ich mir nichts merken muss. Ich halte mich beim Unterrichten auch an ein Prinzip: Wenn man sich einen Plan zurechtlegt, dann verliert man das Gefühl für die Bedürfnisse der Schüler. Wenn man keinen Plan hat, dann kann man unvoreingenommen beobachten, was hier und jetzt gebraucht wird. Dann kann man sich anpassen. Ich habe das schon immer so gemacht. Es ist eine Kombination meiner Faulheit und dessen was pädagogisch sowieso sinnvoll ist. Manchmal lachen meine Schüler über mich, wenn ich behaupte, dass wir eine bestimmte Technik wiederholen wollen. Dann könnte einer meiner älteren Schüler etwas sagen wie: “Ja, wir haben diese Technik schon mal gemacht. Im Frühjahr 1992.” (lacht). Dieser Ansatz hat natürlich seine Nachteile.
Ich habe viel bei Nishio-sensei trainiert und ich schätze ihn sehr, habe jedoch trotzdem nie sein System in meinem Dojo übernommen. Sein System wurde von jemandem geschaffen, der seit fünfzig Jahren ein Meister des Budo war. Das kann man einem Anfänger nicht zumuten, da ist ein System wie das des Hombu-Dojo besser geeignet. Neutrale, “middle-of-the-road” Grundlagen. Und Nishio fand das in Ordnung. Er hat niemals auch nur säuerlich dreingeschaut, obwohl es klar war, dass ich meine Schüler nicht im Rahmen seines System erziehen würde. Ich wollte immer, dass er wieder zurückkommt. Und wenn er dann da war, habe ich ihn bewundert. Er hat die Widersprüche und Probleme des Aikido gelöst, aber ich schätze das Kata-Training nicht. Damit meine ich nicht Ikkyo, denn Ikkyo ist eine Kata, sondern diese ellenlangen Abfolgen, die man auswendig lernen muss. Die Systeme von Saito und Nishio leiden daran: Zu viele komplizierte Techniken. Die Schüler sind die ganze Zeit damit beschäftigt die Abfolgen auswendig zu lernen, statt die Techniken mit dem Bauch zu verstehen. Selbst wenn ich Iaido unterrichte lehre ich nicht automatisch einfach Seitai oder Shoto-ho. Ich nutze die eine oder andere Kata oder denke mir einfach eine aus, um einen bestimmten Aspekt zu lehren. “Jetzt wollen wir Kesa-giri üben. Und jetzt wollen wir den Stoß zum Zentrum üben.” Dann erfinde ich eine kleine Kata für diesen einen Moment und dann machen wir wieder etwas anderes. Ich kenne niemanden anderes, der Iaido so unterrichtet, aber ich habe die Nase voll davon eine exakte Form zu kopieren. Im Iaido soll man lernen das Schwert zu benutzen.
Das Schwert ist eine sehr noble Waffe und wenn man gelernt hat diese eine noble Waffe zu gebrauchen, dann entwickelt man einen Instinkt. Und dieser Instinkt erlaubt es einem dann jeden Gegenstand wie eine edle Waffe zu gebrauchen. Dafür braucht man keine Kata. Das ist was für Geschichtsbücher. Manche Leute lieben das, ich aber nicht. Man muss Entscheidungen treffen und das ist eine Entscheidung, die ich für mich getroffen habe. Vor zehn oder fünfzehn Jahren habe ich beobachtet, dass meine Schüler bei Dan-Prüfungen verunsichert waren. Ich habe sie gebeten einige Jo- oder Bokken-Techniken zu zeigen und sie konnten es nicht. Darum habe ich das Aiki-Batto-System erschaffen, das aus zehn sehr einfachen Übungen besteht. Die kann man dann machen, wenn einem nichts eigenes einfällt. Aber ich lehre genau diese Übungen nur sehr selten in einer systematischen Weise. Ich habe sie mir ausgedacht und jeder darf sie nutzen, aber ich will nicht den Eindruck erwecken, man müsste sie auswendig lernen. Es ist eine Ressource wie andere auch. Diese Übungen haben für mich keine hohe Priorität. Ich beobachte viele Lehrer, die ihr eigenes System in den Vordergrund stellen, als wären sie wichtig. Sie sind es nicht. Takemusu Aiki ist wichtig um Himmels Willen.
Hast du eine Lieblingstechnik?
Bei Ichimura haben wir diese Geschichte gemacht mit dem “Werfen-ohne-zu-berühren”. Aber das war nur eine Phase, bevor ich eine Art Erleuchtung hatte. Eine hatte ich nach drei Jahren Training und eine weitere nach zwölf Jahren. Es erscheint vielleicht wie eine Anmaßung, aber ich machte nach drei Jahren diese Würfe ohne Berührung. Aber das lustige am Satori ist ja, dass man danach einfach ganz normal weitermacht. Man sitzt nicht plötzlich auf einer Wolke, breitet seine Flügel aus und fliegt davon. Man kehrt einfach zu Ikkyo und Shiho-Nage zurück. Ichimura sagte einmal - das war bevor ich mich von ihm getrennt habe - jetzt sind wir übrigens trotzdem wieder befreundet: “Ein Lehrer kann im Laufe seines Trainings manchmal die Inspiration verlieren. Dann kann man zu den Grundlagen zurückkehren, zu Ikkyo.” Dann gewinnt man neue Inspiration. Das ist sehr wahr. Man lernt plötzlich wieder etwas Neues und die alten Techniken sind wieder aufregend. Es ist wie eine Forschungsarbeit. Ich tue das sehr oft. Ichimura hat das nicht verstanden. Kurz danach hatte ich mein Satori.
Du arbeitest mit Waffen. Hältst du das für notwendig im Aikido?
Nein, gar nicht. Ich hatte einen Freund, der das Waffentraining aus Prinzip ablehnte. Ich sagte ihm: “Ok, wollen wir doch mal sehen, wohin das führt.” Aber seine Schüler hatten das Gefühl, dass man ihnen etwas vorenthält. Sie hatten diese Entscheidung ja nicht selbst getroffen. Sollte ich einmal zu dem Entschluss kommen, dass Waffentraining nichts bringt, würde ich es trotzdem weiter unterrichten, so dass sie selbst entscheiden können. Also meine Antwort ist: Nein. Waffen sind ein nützliches Werkzeug. Mir hat das Üben mit Waffen geholfen. Ich habe nichts dagegen. Wenn ich Prüfungen abhalte, lasse ich die Waffen lieber weg, da geht es mir eher um die Aikido-Grundlagen: Ikkyo, Nikyo, Ai-Hanmi Katate-Dori. Man kann sich auch dann gegen Waffen verteidigen, wenn man selbst nicht sehr geübt im Umgang mit ihnen ist.
Waffen sind auch zu kompliziert für den Shodan-Grad. Sich mit einer Waffe gegen eine Waffen zu verteidigen ist auch gar kein richtiges Aikido mehr. Das ist nicht im Lehrplan. Es sollte nicht prüfungsrelevant sein. Das ist mein Eindruck, aber ich respektiere natürlich die Auffassung von Leuten, die aus einer anderen Tradition kommen. Aber trotzdem sollte man kein Schwertfechter sein müssen, um einen Aikido-Grad zu erwerben. Das ist einfach etwas völlig anderes. Und ich sage das als jemand, der selbst viel mit Waffen gearbeitet hat.
Das größte Problem mit den Waffen ist, dass nur Sequenzen auswendig gelernt werden. Die Leute lernen nicht ordentliches Judan-Kamae, sie lernen nicht die korrekte Kata. Sie sind viel zu beschäftigt damit, die ganzen Kombinationen zu lernen. Wenn man zu viele Kombinationen hat, dann vernachlässigt man die Grundlagenarbeit. Was lernen denn die Leute im Kendo? Kote-Men, Kote-Men, Men, Do, Tsuki. Es gibt nur einige wenige Techniken und die werden immer wieder und wieder geübt. Man lernt diese Techniken und wird dann gut darin. Im Iaido dreht sich alles nur um das Schwertziehen und den einen Schlag.
Im Iaido lernt man die erste Form. Die übt man dann für immer und noch einmal. Dann kommt erst der Rest. Bei Iaido-Wettkämpfen soll man immer Mae zeigen, die erste Ippon-Me-Form, weil darin alles enthalten ist: Man zieht das Schwert und schlägt. Es sind die Grundlagen, wie man das Schwert hält, wie man schlägt. Wenn zu viele Bewegungen enthalten sind, vergisst man die Grundlagen. Das mag ich nicht.
Bei Seminaren unterrichte ich nicht so gerne mit Waffen. Hierher [nach Pilsen] komme ich schon seit Ewigkeiten, deshalb kann ich hier machen, aber wenn ich irgendwo das erste Mal hinkomme, dann möchte ich nicht mit Waffen üben, wegen der Dinge, die ich dann mitansehen muss, was die Leute alles nicht können. Ich werde ungeduldig und dann langweile ich mich. Ich will schließlich auch meinen Spaß haben. Aikido ist das sicherer.
Warum schreibst du Bücher?
Ich bin Schriftsteller. Ich habe schon als Kind Geschichten geschrieben. Ich habe zwar Bücher über das Aikido geschrieben, doch ich habe schon vorher andere Bücher geschrieben. Wenn ich etwas mag, dann tue ich es und dann schreibe ich ein Buch darüber. Es war beileibe nicht so, dass ich ein Aikidoka bin, der unbedingt ein Buch über Aikido schreiben musste. Ich bin Schriftsteller und dachte mir, dass Aikido ein gutes Thema für ein Buch wäre. Für mich ist das ganz normal. Ich habe mit Romanen angefangen und dann einige Sachbücher geschrieben. Man denkt einfach an Bücher. Ich habe auch für Zeitungen geschrieben, nicht weil ich ein Journalist wäre, sondern als Schriftsteller. Sowas passiert einfach wenn man schreibt.
Du bist also Journalist und Aikido-Lehrer…?
Ich bin ein Schriftsteller und ich habe auch für Zeitungen geschrieben. Und ich unterrichte Aikido. Das waren ursprünglich zwei getrennte Zutaten in meinem Leben. Mein Beruf ist Schriftsteller und daher beziehe ich mein Einkommen, nicht vom Aikido. Ich möchte das Aikido weiterhin als ein Hobby betrachten, das ich aus Freude betreibe. Ich betreibe es zu meinem Vergnügen sogar sehr intensiv. So ist es einfach. Nishio sagte: “Niemand sollte nur Aikido unterrichten.” Man sollte einen anständigen Beruf haben, denn diese Erfahrung bereichert auch das Aikido. Sonst wird das Blickfeld eingeschränkt. Wenn man nur Aikido macht, dann lebt man sein Leben nicht. Aikido ist für mich sehr wichtig, aber nicht das Wichtigste. Es gibt in der Welt noch mehr als nur Aikido. Ich erwarte vom Leben mehr als das.
Warum ist das Aikido eine heilige Kuh?
Nicht für mich. Alles mögliche kann zu einer heiligen Kuh werden. Aikidoka behaupten, dass sie einen Weg des Friedens betreiben, und können sich doch nicht einigen. Man muss nur mal zum Karate oder Kendo schauen. Im Aikido ist es doch in Ordnung. Es gibt in allen Subkulturen allerlei Schattierungen. Es gibt immer auch Sachen, die nicht so toll sind. Nach meiner Erfahrung mit Aikido ist es aber eine schöner kleiner Garten. Die schlechten Seiten sieht man nicht. Es gibt furchtbare Orte in der Welt und in den Köpfen mancher Menschen. Aber verglichen damit ist die Aikido-Welt ein hübscher kleiner Garten.
Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Habe ich vergessen eine Frage zu beantworten? Falls ich überhaupt etwas mitteilen will, dann vielleicht: Im Aikido gibt es keine ernsthaften Probleme. Es ist alles gut. Arbeite weiter an dir. Die Probleme lösen sich von selbst. In dieser Hinsicht bin ich ganz Taoist.
Vielen Dank.
Copyright © der deutschen Übersetzung: Stefan Schröder. 2016-07-26